Herrlich ungezwungener Umgang mit Kitsch (Dealing with art in a pleasant informal way)

Andreas Herkens (1992)
AUZ, 4 September

Gleich drei Ausstellungen in der Aachener Galerie Signe - Auch ruhige Bilder und Stadt-Raum-Installation

AACHEN - Gleich drei gehaltvolle Ausstellungen zeigt die Aachener Galerie Signe in ihren nicht gerade üppig bemessenen Räumlichkeiten in der Ottostraße (88-90). Eröffnung am Sonntag ab 12 Uhr, Dauer bis zum 11. Oktober.

Im Hauptraum der Galerie sind die in Maastricht lebende Holländerin Annehilde Bruining (geboren 1961) und der Amerikaner Richard T. Brewer (Jahrgang 1947 mit ihren Arbeiten vertreten. Beide unternahmen 1991 für einige Monate einen Atelieraustausch.
Der Mann aus Minneapolis sorgt für die plakativsten und schrillsten Farbtupfer. Er geht in seinen Bild-Objekten spielend leicht und herrlich ungezwungen mit Pop und Kitsch um, packt hemmungslos die unterschiedlichsten Bezüge zusammen. Ungewöhnlich seine Arbeitstechnik: Die spätere Rückseite zentimeterdicker Plexiglasstücke beakkert er mit einer Art Zahnartztbohrer. In die so entstandenen Strukturen spritzt er Farbe. Bemalte Plexiglasreliefs mit verblüffenden plastischen Effekten sind das Resultat.
Die Krönung des Ganzen sind jedoch die Rahmen - abenteuerliche Konstrukte aus allen möglichen Versatzstücken wie etwa Knochen, Holzteilen, Glitzerstreuseln oder Glaskugeln. Eine rund ein mal zwei Meter große Arbeit mit einem endlos langen Titel is quasi eine Erinnerung an Limburg. Hier sammelte Brewer oder kaufte auf Flohmärkten allerhand Nippes-Kram. Hunderte van Teilchen fügen sich (wohlgemerkt als Rahmen) zu einer wüst kunterbunten Collage zusammen - beispielsweise Kronkorken, Gürtel, Ketten, Murmeln, Plastikrosen oder -Äffchen, Muscheln, Tannenzapfen, Pinsel, ein altes Mikro oder ein übergebrochenes Mofa-Nummernschild.

Erheblich ruhiger geht es in den Druck-Bildern von Annehilde Bruining zu. Einfache, reduzierte Formen, eher blasse, keinesfalls schreiende Farben auf weißem Untergrund. Ihre Verbundenheit mit Griechenland - "meine zweite Heimat" - wird deutlich, auch ihr Anliegen: die Suche nach Urformen.

Ein völlig anderes Thema im Kabinett der Galerie: "Eine moderne Form von Landschaftsmalerei", sagt der Aachener Architekt und Künstler Norbert Heyers. Er und der Niederländer Egied Simons haben für die Dauer des Ausstellung mit ihrer Installation "Stadt-Raum" das Kabinett "zum Mittelpunkt von Aachen" gemacht. "Die Installation ist die Darstellung der topografischen Lage des Raums in Bezug auf seine Umgebung gleicher Höhenlage", erläutert Heyers.
Ausgehend von den Raummaßen des Kabinetts haben die beiden - wie auf Karten eingezeichnet ist - gleichsam Schnitte durch das umgebende Stadtgefüge getrieben. Was ihnen auf diesen "Strahlen" begegnete - Hauskanten, Straßenlinien, Bäume -, haben sie abstrahierend met Zement, Wasser und Bindemittel auf die Wände aufgetragen. Der Raum wird so als Abstraktum dargestellt.