Raum - vier Facetten eines Phänomens (Space - Four aspects of a phenomenon)

N.N. (1991)
Klenkes, September

Als Architekturlandschaft aus verschachtelten Elementen breitet sich das Maastrichter 'Provinciehuis', der Verwaltungssitz der Provinz Limburg, über ein weites Areal am Ufer der Maas aus. Wie in vielen Verwaltungsbauten üblich, ist auch hier das großzügig gestaltete Foyer ein Forum für Ausstellungen - Kunstpräsentation in architektonischer Kunstlandschaft also. Abwechselnd gestalten Kustodinnen der Museen in der Provinz Limburg die Ausstellungen der Reihe 'Keuze Werk' (ausgewählte Arbeiten).

Bei der euregional konzipierten Ausstellung 'Keuze Werk 4', organisiert von der Kustodin der Heerlener Stadsgalerij Anke van de Laan, sind mit Martha Laugs und Norbert Heyers zwei Künstlerinnen aus Aachen vertreten. Außerdem präsentieren der in Rotterdam lebende Egied Simons und der Utrechter Künstler Frank Halmans Installationen.

Raum definiert der Architekt Norbert Heyers in seiner freien, künstlerischen Arbeit nicht - wie im Bereich der Architektur üblich - über die Konfrontation des Dargestellten mit den Abmessungen des menschlichen Körpers. Seine Installation stellt den Raum dar als eigenständiges Phänomen, gekennzeichnet von Bewegung, Schichtung und Durchdringung.

Sieben hintereinander gestaffelte Quadrate, gebildet aus quadratisch linear gerasterter, weißer Kunststoffolie, die auf Metallrahmen aufgespannt wurde, gliedern den Heyers zugewiesenen Ausstellungsbereich. Ûber die Unterteilung in Vertikale, Horizontale und den beiden kreuzenden Diagonalen entstehen Aussparungen wie Dreiecke oder wiederum Quadrate. Es ergibt sich eine zusammenhängende, transparente Raumkomposition, wobei die Möglichkeit gegeben ist, diese von verschiedenen Standpunkten aus zu betrachten und so immer neue Perspektiven des gestalteten Raums für sich zu erschlie?en. Der Raum als gestaltbares Kontingent wird so erlebbar.

Aggressiv aus dem kalten, polierten Marmorboden ragen Egied Simons' Beton-Maulwurfhügel empor. Anhand eines Fotos, das die nat?rlichen Vorbilder der Installation zeigt, wird die bisweilen unheilvolle Diskrepanz zwischen der Natur und deren Nachbildung im Bereich der Kunst ?berdeutlich.

Acht graulackierte Tische, auf jeden einzelnen aufgepinnte Ausschnitte aus Landkarten, darauf wiederum Markierungen in Form von roten Punkten - all diese verschiedenartigen Elemente verweisen in Frank Halmans Installation auf den Raum in der Vielsichtigkeit seiner faktischen und interpretatorischen Bedeutung hin.

Manhattan, jener Stadtteil im Herzen New Yorks, inspirierte Martha Laugs zu einer Installation, deren immer wiederkehrendes Element ein Hohlbaustein auf einem fragilen Moniereisengestell ist. In diese Gestelle, die die Bestandteile der Wolkenkratzer - auf dem einfachsten Nenner gebracht - nachempfinden, stellt sie in Setzkasten-Manier Versatzstücke aus dem amerikanischen Alltag, Colaflaschen, Donald-Duck-Figürchen oder Dia-Filme mit klischeehaften Darstellungen. So zeichnet Martha Laugs die omnipräsente, naive Komponente des Lebesraums 'Großstadt' in entsprechenden naiven Darstellungsformen nach.